Aufruf/Mitteilung | Deutscher Reichsausschuss für Olympische Spiele (DRAfOS)
Inventarnummer: 09/1389
Es wird Bezug genommen auf die baldige Eröffnung des Deutschen Stadions 1913 und die Olympischen Spiele 1916 in Berlin.
Wortlaut:
Deutscher Reichsausschuß für Olympische Spiele
Die nächsten Internationalen Olympischen Spiele, die sechsten der Neuzeit, finden im Jahre 1916 auf deutschem Boden statt. Wir laden dazu die Welt zu Gaste. Die Besten aller Länder werden sich zum friedlichen Kampfe um den olympischen Siegespreis in Berlin versammeln.
Die Vorbereitung zu diesem Weltereignis hat mit Zustimmung Seiner Majestät des Kaisers und der Reichsbehörden der unter dem Protektorat des Kronprinzen stehende „Deutsche Reichsausschuss für Olympische Spiele“ übernommen, in dem alle deutschen Turn- und Sportverbände als ständige Zentralvertretung sich zusammengeschlossen haben. Es gilt, in diesen Spielen ein Zeugnis deutscher Organisationskraft zu geben, die Gastfreundschaft zu erwidern, die wir 1896 und 1906 in Athen, 1900 in Paris, 1904 in St. Louis, 1908 in London und 1912 in Stockholm hervorragendem Masse genossen haben, der herbeiströmenden Welt unser Vaterland in seiner Schönheit, in seiner industriellen, wirtschaftlichen und militärischen Macht zu zeigen; es gilt durch das Können unserer Turn- und Sport-Jugend im Turnen und im Sport den Beweis für die unversiegbare Quelle unserer Rüstigkeit und Volkskraft zuführen; es gilt in erster Linie aber, diese internationalen Spiele im deutschem Geiste zu erfüllen und sie unserer eigenen Entwicklung nutzbar zu machen. Sie müssen wie eine Fackel in das dämmernde Verständnis für eine vernünftige Erziehung unserer Jugend in stärkender Körperübung leuchten und uns wie der Tag der Prüfung erscheinen, bis zu dem wir alle Lauheit, Unwissenheit und alles Widerstreben zu werktätiger Hilfe umgewandelt haben. Trägt denn nicht jede Mutter und jeder Vater, jeder Brotherr und Arbeitsgeber, jeder Lehrer und Meister, jedes Geschäft, jede Verwaltung, jede Gemeinde selbst Zufriedenheit und handgreiflichen Nutzen davon, wenn mehr als bisher der Jugend neben allem Wissen und Lernen die Glieder und der Wille gestählt wird, gleichgültig, ob dies durch Turnen, Sport, Spiel oder Wandern geschieht.
Es gilt, aus Anlass der Spiele gewiss, aber auch unabhängig von ihnen, alle Bestrebungen zur körperlichen Stärkung zu unterstützen und ihnen die Mittel zuzuführen, die in anderen Reichen zur Verfügung stehen, bei uns aber noch fehlen. Der Reichsausschuss für Olympische Spiele hat sich dieser Aufgabe unterzogen und darum die Einrichtung von „Förderern“ geschaffen, die durch einen jährlichen Beitrag von mindestens 50 Mark für die Zeit ihrer Beitragsleistung oder durch einen einmaligen Beitrag von mindestens 500 Mark lebenslänglich den Namen eines Förderers des Deutschen Reichsausschusses für Olympische Spiele erwerben. Diese Gaben gelten als auf den Altar des Vaterlandes niedergelegt; eine Gegenleistung kann der Reichsausschuss in keineranderen Form geben, als dass er und seine ihm angeschlossenen Verbände ihre ganze Kraft zur Erfüllung ihrer Aufgaben einsetzen.
Den Namen eines Förderers können sowohl Einzelpersonen, wie auch Vereine, Gemeindeverwaltungen, Geschäfte usw. erwerben. In den amtlichen Nachrichten des Reichsausschusses wird, über den Fortgang der Bestrebungen und über die Verwendung der Mittel Rechnung gelegt.
Findet dieser Aufruf des Reichsausschusses im deutschen Volke, vor allem in den Kreisen der Gebildeten und Wohlhabenden freudigen Widerhall, dann stehen alle Wege offen. Unsere Jugend wird immer mehr und immer freudiger turnen und spielen, aus blassen Kindern werden rotbackige Knaben und Mädchen und gesunde Väter und Mütter. Das deutsche Stadion, das im nächsten Frühjahr in Berlin als erstes und wichtigstes Werk des Deutschen Reichsausschusses für Olympische Spiele durch den Kaiser eröffnet werden wird, füllt sich mit geübten Jünglingen, die keinen Gegner der Welt, zu scheuen haben, und die segensreiche Folge des Ganzen» ist ein starkes Geschlecht!
Zu diesem Ziele erbittet der Deutsche Reichsausschuss für Olympische Spiele die Unterstützung des deutschen Volkes.
Deutschen Reichsausschuss für Olympische Spiele
Der Vorstand: V. von Podbielski, U. von Oertzen, Freiherr von Hünefeld, Dr. Martin, P. Joh. Müller