Werbeplakat | Spiele der XI. Olympiade 1936, Berlin
Inventarnummer: 93/715
Offizielles Werbeplakat zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin.
Das gezeigte Werbeplakat zu den Olympischen Spielen 1936 in Berlin wurde vom Künstler Franz Würbel entworfen und ist ein typisches Beispiel für die propagandistische Ästhetik jener Zeit. Es zeigt im Vordergrund die Quadriga des Brandenburger Tors, ein zentrales Symbol der deutschen Hauptstadt, das hier als nationale Kulisse inszeniert wird. Dahinter erhebt sich eine überlebensgroße, idealisierte, goldgelbe Männerfigur mit muskulösem Körperbau und einem Lorbeerkranz auf dem Kopf – ein klassisches Symbol für Sieg, Ehre und die Ideale der antiken Olympischen Spiele. Über dem Kopf der Figur schweben die fünf olympischen Ringe, wodurch das Motiv eine Verbindung zur internationalen Bedeutung des Sportereignisses herstellt.
Das gesamte Erscheinungsbild des Plakats ist stark durch die Bildsprache der nationalsozialistischen Propaganda geprägt. Die überhöhte, heldenhafte Darstellung des Athleten steht für das Idealbild des „neuen Menschen“, wie es die NS-Ideologie propagierte – körperlich überlegen, diszipliniert und ästhetisch an die Antike angelehnt. Dieses Ideal diente nicht nur der sportlichen Repräsentation, sondern auch der politischen Botschaft von Stärke, Ordnung und nationalem Stolz. Die Wahl des Brandenburger Tors als zentrales Element verknüpft das globale Ereignis der Olympischen Spiele unmittelbar mit Berlin und dem nationalsozialistischen Deutschland.
Die Olympischen Spiele 1936 wurden vom NS-Regime gezielt zur internationalen Selbstdarstellung genutzt. Während man sich nach außen weltoffen und modern präsentierte, diente das Ereignis im Innern der Propaganda, um die Macht und die vermeintliche Überlegenheit des „Dritten Reichs“ zu demonstrieren. Dieses Plakat ist somit nicht nur Werbung für ein sportliches Großereignis, sondern auch ein historisches Dokument, das deutlich macht, wie Kunst, Sport und Politik in dieser Zeit miteinander verknüpft wurden. Die ästhetische Aufmachung transportiert eine klare politische Botschaft und offenbart damit die instrumentalisierte Funktion der Kunst im nationalsozialistischen Deutschland.
